Dr. Hans-Wilm Schütte
Dr. Schütte ist freiberuflicher Sinologe. Er zählt zu den meistgelesenen deutschen Chinapublizisten.

Vorträge

Die folgende Liste gibt einen Überblick über in der Vergangenheit gehaltene Vorträge; die meisten davon können bei Bedarf (gegenbenenfalls nach Aktualisierung) wiederholt werden. Ich nehme dazu gern Anfragen entgegen. Auch andere Vortragsthemen sind nach Absprache möglich.

China zwischen Konfuzianismus, Kommunismus und Moderne

Eine Einführung in das China von heute und seine aktuellen Probleme. Der Vortrag beginnt mit einem Bilderkaleidoskop, in dem mit wenigen Fotos zuerst das historische Erbe und dann das sozialistische China veran­schaulicht wird. Anhand wei­terer Lichtbilder wird sodann ein Eindruck von den Entwick­lun­gen der jüngsten Zeit gegeben, in der China in einer gewaltigen Entwicklungsdynamik einer Zukunft entgegenstrebt, die mit den konfuzianischen wie auch mit den sozialistischen Traditionen nur noch wenig bis nichts mehr zu tun hat. Gleichzeitig aber handelt sich China enorme neue Probleme ein: gewaltige regionale Entwicklungsunterschiede, Umwelt­verschmutzung, Krimina­lität, Korruption. Abschließend wird die Frage diskutiert, welche demokratischen Per­spek­tiven es für China gibt.
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Nationalbewusstsein und Demokratisierung in Taiwan

Taiwan ist die erste funktionierende parlamentarische Demokratie auf chinesischem Boden. Maßgebende Triebkraft bei ihrer Entstehung war die Demokratische Fortschrittspartei, die für eine eigenständige taiwanische Nation eintritt. Ihr steht nicht nur die Ein-China-Doktrin gegenüber, die von der Volksrepublik China propagiert wird, international weitgehend übernommen wurde und den Hauptgrund für Taiwans diplomatische Isolierung darstellt, sondern auch ein Unwillen in einem großen Teil der politisch-wirtschaftlichen Elite des Landes, sich mit Taiwan dauerhaft zu identifizieren – zum Schaden der taiwanischen Demokratie? Im einzelnen geht der Vortrag auf folgende Fragen ein:
 – Wie und wodurch kam Taiwans Demokratie zustande?
 – Welche Rolle spielt das Nationalbewusstsein in Taiwans politischer Landschaft?
 – Wie demokratisch ist Taiwan heute?
 – Kann Taiwans Demokratie als Vorbild für ähnliche Entwicklungen im chinesischen Kulturraum dienen?
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Chinesische Sprache, chinesische Schrift

Kann man Chinesisch erlernen? Die Sprache muss doch ungeheuer kompliziert sein! Und dann erst die Schrift mit ihren Tausenden von Hieroglyphen! Oder waren es nicht sogar Zehn­tausende?
Tatsächlich gibt es heute schon viele tausend Deutsche, die Chinesisch in Wort und Schrift recht gut beherrschen. Wie die chinesische Sprache und ihre schriftliche Notation „funk­tio­nieren“, davon gibt dieser Vortrag einen kleinen Eindruck. Er wird mit Overhead-Folien illustriert.
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Chinesische Volksreligion

Aufgeklärte Konfuzianer, christliche Missionare und China­wis­senschaftler sahen auf sie meist gleichermaßen als Gei­sterglaube herab. In der Tat ist Chinas Volksreligion von abend­ländischer Warte aus gesehen zunächst einmal ver­wirrend. Da gibt es eine Fülle großer und kleiner Gottheiten mit jeweiligen Zuständigkeitsbereichen B Herdgötter, Nach­bar­schaftsgötter, Stadtgötter B, da gibt es vergöttlichte Personen wie den General Guan Yu und Schutz­patrone für alle möglichen Berufe, hinzu kommen die Ahnen, die ja ebenfalls verehrt werden, mysteriö­se Hochgötter in den Tempeln und die furchterregenden +hungrigen Geister*. Welches System steckt dahinter? Als chinesische Religion gilt gemeinhin der Taoismus, aber bekanntlich spielt auch der Buddhismus in China eine große Rolle. Wie verträgt es sich, dass dieselben Menschen mal buddhistische, mal daoistische Heilige ver­ehren? Und welche Rolle spielen Wahrsager, Priester und Ex­orzisten?
Seit man begonnen hat, die chinesische Volksreligion etwas ernster zu nehmen, hat sich gezeigt, dass dieser Glaube, der heute vor allem noch auf Taiwan, aber auch in Hongkong, Sin­gapur und Südchina fortlebt, ein eigenständiges reli­gi­ö­ses System darstellt. Auch wenn es keine Instanz gab, welche den Menschen vorschrieb, was zu glauben sei und was nicht, bil­dete die Volksreligion im alten China doch eine bedeu­ten­de Ordnungsmacht.
Der Vortrag wird illustriert mit Dias von religiösen Bild­nis­sen, Feiern und anderen Kulthand­lungen auf Taiwan und in Hongkong.
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Architektur in China: Tradition und Regionalität

Das Thema bewegt sich in einem doppelten Spannungsfeld: dem von Vergangenheit und Gegenwart sowie dem von Zentrale und Region.
Chinas klassische Architektur folgt wenigen allgemeinen Prinzipien, die sich bis zu einem gewissen Grad auch in der Volksarchitektur wiederfinden, so der Bezug zu den Himmels­rich­tun­gen, spiegelsymmetrische Gestaltung und die zeremonial erhöhte Bedeutung der Mitte. Während aber die repräsentative Architektur hinsichtlich ihrer Grundstruktur regional wenig differenziert ist und fast nur hinsichtlich der dekorativen Gestaltung örtlichen (und zeitlichen) Moden folgt, unterscheidet sich besonders die bäuerliche Wohnarchitektur, aber auch die volks­nahe Tempelarchitektur regional überaus deutlich: das Spek­trum geht von den Lehmhöhlen im nordwestlichen Lössgebiet bis zu massiven Granit­häusern in Süd-Fujian, von den schlichten Reihenhäusern nordchinesischer Dörfer über die zweigeschossigen Bauernhäuser in der Gegend von Shanghai bis zu den Wehrdörfern von Guangdong und Hong­kong. Auch die städtische Wohnarchitektur ist traditionell stark regional ge­prägt.
Während der überkommene bäuerliche Wohnhausbau teilweise auch heute noch gepflegt wird, zeigen sich besonders in der städtischen Architektur neue Formen, in denen sich der interna­tionale Stil der Bauhaustradition ebenso niederschlägt wie der sozialistische Zentra­lismus, der jegliche Regionalität verschmäht. Gleichzeitig erfreut sich die symmetrische Ge­staltung bei den repräsentativen Bauten nach wie vor großer Beliebtheit und wird zuweilen sogar in einer Weise auf die Spitze getrieben, wie es die tra­ditionelle Architektur selbst gar nicht kannte. In den frühen Neunzigern kam besonders in Peking zudem ein eklektizistischer Traditionalismus in Mode, der moderne Hochhäuser mit chinesische Dächern garnierte und als „postmodern“ ausgab. Von einigen auch in China hochgelobten Ausnahmen eines regional angepassten modernen Bauens abgesehen, scheinen die regionalen Traditionen im zunehmend städtisch geprägten China der Zukunft keine Chance zu haben. Heute ist China vielmehr das Mekka global agierender Architekturbüros: Hier können sie spektakulärste Bauten realisieren.
Der Vortrag wird mit Fotos illustriert.
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Chinas goldenes Zeitalter: die Tang-Dynastie

Die Tang-Zeit (618-907) nimmt in der Geschichte der chinesischen Kultur eine herausragende Stellung ein. Sie war die große Blütezeit des chinesi­schen Buddhismus und damit auch der religiösen Kunst Chinas. Nie­mals vorher oder nachher flossen so gewaltige staatli­che Mittel in den Bau von Klöstern und die Schaf­fung reli­giöser Monumentalplastik. Damals wurde China (nach Indien) die zweite Heimat des Bud­dhis­mus. Zur Tang-Zeit entstanden die bedeutendsten Schulrichtungen dieser Religion, die auch noch heute existieren, darunter der Zen-Buddhismus.
Die Tang-Zeit ist ferner die große klassische Epoche der chine­sischen Lyrik. Li Bai (Li Po), Du Fu und Bai Juyi wurden geradezu zum Inbegriff der Schönheit und Vielgestaltigkeit chinesischer Dichtkunst. Die Spannbreite ihrer Werke reicht vom Trinklied bis zur scharfen Sozial­kritik.
Niemals früher oder später hat die chinesische Kultur auch so stark auf andere Völker ausge­strahlt wie zur Tang-Zeit, und niemals vorher oder nachher war das kaiserliche China so offen für ausländische Einflüsse. Es war die große Blütezeit der Seidenstraße. Gesandtschaften aus Japan, aus Bagdad und sogar aus Byzanz erwiesen dem Kaiserhof in den Haupstädten Luoyang und Xi’an ihre Ehre.
Besonders dank der großartigen Wandgemälde und Keramikfiguren, die in Adelsgräbern und Grottentempeln jener Epoche erhalten blieben, können wir uns heute noch eine Vorstellung vom Leben zur Zeit der Tang-Dynastie und von der damaligen Kunst machen. Einiges davon wird beim Vortrag in Fotos gezeigt, ergänzt durch Lichtbilder anderer Originaldokumente.
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Buddhismus und buddhistische Ikonografie

Woran erkennt man einen Buddha? Was ist ein Bodhisattva? Was bedeuten all die anderen teils kuriosen, teils bedrohlich wirkenden Figuren in einem buddhistischen Heiligtum? Diese kurz gefasste Einführung beantwortet diese Fragen, legt die Grundzüge der buddhistischen Lehre dar und unternimmt anhand einer Bilderfolge einen virtuellen Rundgang durch ein chinesisch-buddhistisches Tempelkloster. Der Vortrag eignet sich besonders zur Vor­berei­tung auf eine Chinareise.
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Chinas Gartenkunst

Chinas Gärten sind anders. Rasenflächen fehlen ebenso wie Blumenrabatten, stattdessen verstellen Steine, künstliche Gebirge und Mauern die Sicht. Dennoch übt der ungewohnte Anblick stets eine spontane Faszination auf den europäischen Besucher aus.
Der Vortrag erläutert die Besonderheiten der chinesischen Gartengestaltung, geht dann auf die philosophischen Hintergründe der Beamten‑ und Literatengärten ein und gibt ab­schlie­ßend Beispiele für das erstaunliche Maß an klassischer Bildung, die sich in Form literarischer Anspielungen in Chinas Gartenkunstwerken verbirgt.
Der Vortrag wird mit Fotos illustriert.
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Chinas Große Mauer

„Die Große Mauer“: wer die schlichten Worte sagt, wird verstanden. „Die“ gro­ße Mauer ist eben die chinesische, Hauptsehenswürdigkeit des Landes, At­traktion von weltweiter Aus­strahlung, Symbol für das Reich der Mitte und legendenumwoben. Seltsam nur: Es ist wenig Ver­lässliches ist über die gewaltige Grenzbefestigung be­kannt. Wie lang ist sie? Wann ist sie ent­standen? Wie sieht sie aus, wo sie nicht, wie bei Peking, restauriert wurde? Im Frühjahr 2001 bereiste der Referent die Mauer von Wes­ten, wo sie sich im Wüs­tensand ver­liert, bis nach Osten, wo sie auf den Bohai-Golf stößt. Was er dabei ent­deckte, war spannend genug, damit ein Buch zu fül­len (Chinas Große Mauer. München: Orbis 2002). Eine B für Fachleute nicht ganz unerwartete B Erkenntnis vorweg: „Die“ chi­nesische Mauer gibt es gar nicht. Allein auf der dreiwöchigen Recher­chereise bekam der Referent Mauerruinen aus vier Dynastien zu Gesicht, die ältesten von 300 vor Christus, die jüngsten von 1587.
Der Vortrag stellt diese Mauern im Bild vor, berichtet von der Rei­se und fasst die wichtigsten neuen Erkenntnisse zur Geschichte der Grenz­befestigungen Chinas zusammen.
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Paradiese in der Wüste: die Buddhagrotten von Dunhuang

Die Mogao-Grotten, ein Komplex aus heute noch knapp 500 Höhlentempeln, die bei der Oasenstadt Dunhuang in eine Steilhang gesschlagen wurden bilden das weltgrößte Kaleidoskop buddhistischer Frömmigkeit. Erhalten blieben Wandbilder von zusammen rund 4,5 Hektar Fläche und 2400 Skulpturen, deren größte 33 m hoch ist.
In der als Handelstadt sowie zeitweise als Militärgarnison prosperierenden Oase wurde der Brauch des Grottentempelbaus vom 4. Jh. an über ziemlich genau eintausend Jahre gepflegt. Dabei lässt sich verfolgen, wie sich das buddhistische Denken und die Darstellungs­konventionen wandelten. Herrschten am Anfang noch indische Ästhetik und ein totales Entsagungsideal vor – ausgedrückt in blutrünstigen Bildergeschichten über Hel­den­taten früherer Buddha-Inkarnationen – kommen die späteren Bildwerke den Gläu­bigen und deren weltlichem Wahrnehmungskreis mehr entgegen und werden dabei immer „chinesi­scher“. Ihren Höhepunkt erreichte diese Entwicklung in der Tang-Zeit (7.-10. Jh.) mit Dar­stellungen vom Paradies des Erlöserbuddha Amitabha, wo das Leben nur noch aus Tanz und Gesang besteht und allenthalben Lotosblüten ihre Pracht entfalten. Aber auch weltliche Sze­nen fin­den sich zuweilen: Geschichten von Straßenräubern und bäuerlicher Arbeit, dazu Tier- und Architekturdarstellungen und vieles mehr. Der Vortrag wird mit Digitalbildern illustriert.
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Vortragsserie: Kulturschätze, Naturwunder ‑ Chinas Welterbestätten

Im Jahr 1972 verabschiedete die Generalkonferenz der Unesco die Konvention zum Schutz der für die Natur der Erde und die Kultur der Menschheit bedeu­tend­sten Stätten (Welterbe­stätten). Zu den Signatarstaaten zählt auch China.
Zu den bekanntesten chinesischen Welterbestätten gehören der Pekinger Kaiserpalast, die Große Mauer, der Potala-Palast und das Mausoleum des Ersten Kaisers mit der Terrakotta-Armee. Andere chinesische Welterbestätten sind hierzulande dagegen fast unbekannt, etwa die historische Stadt Pingyao, die Klöster des Wudang-Gebirges oder das Naturschutzgebiet von Wulingyuan.
Bisher liegen Vorträge zu folgenden Themen vor:
 – Kaiserliche Sommersitze in Peking und Chengde (auch als separate Themen möglich.)
 – Chinesische Gartenkunst (über die Literatengärten von Suzhou, siehe oben)
 – Pingyao: Porträt eines alten Finanzzentrums
 – Berg der Berge: der Huangshan
 – Naturwunder in Nordsichuan
 – Chinas Große Mauer (Beschreibung siehe oben)
 – Die Verehrung des Ehrwürdigen: Konfuzius und der Ostberg
 – Lijiang: auf dem Weg nach Shangri-La
 – Paradiese in der Wüste: die Buddhagrotten von Dunhuang
 – Paläste fürs Jenseits: die Kaisermausoleen der Dynastien Ming und QingAlle Vorträge werden mit Fotos/Abbildungen illustriert und können einzeln gehalten werden.
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Wie weit kam Marco Polo?

Schon die Zeitgenossen haben ihm nicht recht glauben wollen, und 1996 kam er durch eine Buchpublikation wieder ins Gerede: Hat Marco Polo tatsächlich, wie er behauptet, schon im 13. Jahrhundert den langen Weg bis nach China zurückgelegt und ist er im Auftrag von Kublai Khan, der damals gerade die chinesische Yuan-Dynastie gegründet hatte, wirklich fast 17 Jahre lang im ganzen Reich der Mitte herumgereist? Wieso erwähnt er dann nicht die Große Mauer? Warum beschreibt er nicht die für einen Europäer doch äußerst seltsame chi­ne­sische Schrift? Warum erwähnt er keinen Tee? Warum wundert sich der junge Kauf­mannssohn, der ansonsten gern auf allerlei Besonderheiten der asiatischen Völker eingeht, nicht über die eingebundenen Füße der chinesischen Frauen? Wieso findet die chinesische Kunst des Buchdrucks bei ihm keine Beachtung?
Diese Zweifel an Polos Glaubwürdigkeit werden seit langem immer wieder vor­ge­bracht. Andererseits haben sich aber auch seit Jahrhunderten immer wieder For­scher sehr gründlich mit Marco Polos Divisament dou monde befasst und erstaunt festgestellt, wie viele Details doch stimmen. Inzwischen gibt es meterweise wissenschaftliche Literatur über diesen ersten europäischen Welt­rei­senden B den ersten jedenfalls, der von seiner Begegnung mit bis dato kaum be­kannten asia­tischen Ländern einen ausführlichen schriftlichen Bericht hin­ter­ließ. Tatsächlich waren Ostasienreisen von Europäern im 13. Jahrhundert keines­wegs so selten, wie es heute scheinen mag. Wenn Marco Polo also wirklich bis China kam, warum verschweigt er dann Dinge, die je­dem hätten auffallen und erwähnenswert scheinen müssen? Wenn er aber nicht bis China kam, wo­her hat er sein De­tail­wissen, und wo trieb er sich all die Jahre bis zu seiner Rückkehr herum?
Der Vortrag wird mit einigen Digitalbildern illustriert.
Eine aktualisierte Fassung wurde anlässlich der Vorstellung meines neuen Buchs zum Thema erstellt: Marco Polo. Reisen in das Reich der Mitte. München: Frederking & Thaler 2012
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Aus meinen Reisetagebüchern

Nach mittlerweile über 30 Chinareisen seit 1979 und der Mitarbeit an acht Chinareise­führern hat sich beim Referenten ein kleiner Schatz an Reisenotizen angesammelt, von denen manches zu schade ist, um im Regal zu verstauben.
Mal hatte sich der reisende Deutsche beispielsweise als Verkehrspolizist zu betätigen, um einen gigantischen Stau aufzulösen und so noch rechtzeitig zum Flughafen zu gelangen, ein anderes Mal gerät er beim Bahnfahren in einen Soldatentransport, was zu einem höchst vergnüglichen Erlebnis wird. Auch die Suche nach Resten der Großen Mauer erweist sich als reich an Überraschungen – und teilweise als vergeblich.
Die Auswahl der Texte wird mit verbindenden Worten versehen und hier und da auch mit Fotos illustriert. So bietet die kleine Tagebuchblütenlese nebenher einen Blick auf Chinas Befindlichkeiten und auf den Wandel in der Nach-Mao-Ära. Manches vor zwanzig Jahren Erlebte wäre heute so schon nicht mehr möglich.
(Siehe hierzu auch den herunterladbaren Lesetext)
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Chinas Wurzeln fürs Auge – neue Funde in neuen Museen

Seit die Terrakottaarmee des Ersten Kaisers ans Tageslicht kam, ist eine Fülle weiterer Schätze aus der Vor- und Frühgeschichte Chinas entdeckt worden. Die Öffentlichkeit außerhalb der Grenzen Chinas hat davon bisher wenig zur Kenntnis genommen – sehr zu Unrecht, denn viele Funde sind historisch, technisch und künstlerisch gleichermaßen bedeutend. Sie lassen erkennen, wie aus prähistorischen Lokalkulturen eine chinesische Zivilisation entstand und zeigen Wurzeln und Wachstum der chinesischen Kultur in neuem Licht. Das „Licht“ kann man auch wörtlich nehmen, denn Provinz- und Stadtregierungen investierten seit den Neunzigerjahren viel Geld in Museumsneubauten, in denen die Funde auf dem neuesten Niveau der Ausstellungstechnik präsentiert werden. Manche der Gebäude sind ebenso spektakulär wie die Schätze, die sie zur Schau stellen.
Reise, die der Referent zu mehreren dieser Fundstätten und Museen unternahm, ergaben eine reiche Ausbeute an Bildern der Museumsneubauten und ihrer Sammlungen, unter anderem in Suzhou, Xuzhou, Zhengzhou, Chongqing und Chengdu. Der Vortrag stellt einige Fundorte, die zugehörigen Museen sowie weitere – zuweilen spektakuläre – Museumneubauten vor.
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Chinareisen im 20. Jahrhundert – von der Karawane zum Flugzeug

Chinas wechselvolle Geschichte und die rapide Entwicklung des Landes spiegeln sich auch in Reiseberichten wieder sowie in den historischen Fotos, die uns die Reisenden hinterließen. Noch vor hundert Jahren kam man auf Booten oder Maultierkarren gewöhnlich nur im Schritttempo voran. Die tollsten Abenteuergeschichten konnten die Flugpioniere der Dreißigerjahre erzählen. Das herausragende Merkmal für das Reisen im China im 20. Jahrhundert war aber der Einfluss von Krieg und Politik. Kriege, Bürgerkriege und die Entwicklungspolitik der Mao-Ära machten das Reisen vor allem zu einem ganz und gar unfreiwilligen Abschiednehmen, oftmals ohne Aussicht auf Wiederkehr.Der Vortrag zeigt 60 vorwiegend historische Fotos, spricht von den politisch-militärischen wie technischen und organisatorischen Aspekten des Reisens und zitiert aus mal spannenden, mal erheiternden, mal bedrückenden Reiseberichten von Chinesen und Ausländern.
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Die Seidenstraße zwischen Krieg und Handel

Der bekannteste Handelsweg der Geschichte ist zugleich der längste sowie derjenige, der die spannendsten Geschichten zu erzählen hat – zum Beispiel jene, wie er überhaupt zustande kam. Auch wenn in dem Oasengürtel, der sich zwischen dem tibetischen Hochland im Süden und dem Wüsten- und Steppengürtel gleich nördlich davon schon früher immer mal Güter getauscht worden sein dürften, lebte der Handel zwischen China und Zentralasien doch erst im 1. Jh. v. Christus auf, und zwar in der Folge einer gezielt verfolgten, an militärischen Zielen orientierten Zentralasienpolitik des Kaiserhofs unter Han-Kaiser Wu. Deren interes­santeste bauliche Zeugen sind heute noch in der Wüste westlich von Dunhuang zu entdecken, und aus römischen Quellen wissen wir über die weit nach Westen reichenden Auswirkungen, die die Öffnung der Handelsroute zeitigte.
Der Vortrag schildert vor allem die Entstehungsgeschichte der Seidenstraße, die zu ihrer ersten Blütezeit führte, geht aber auch auf ihre zwei weiteren Blütezeiten unter den Dynastien Tang und Yuan sowie auf die große Rolle des Kulturaustausches entlang der Seidenstraße ein. An die 70 Bilder illustrieren die mündliche Darstellung.
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Kult und Kosmos im alten China

Ein Element in der chinesischen Kultur, das sie vor über 2000 Jahren genauso prägte wie noch bis Anfang des 20. Jahrhunderts und teilweise bis in unsere Gegenwart, ist ein kultisch-magischer Bezug zur Natur und zum Kosmos. Auffälligstes Beispiel sind die kaiserlichen Altäre in Peking, von denen der Himmelsaltar bzw. Himmelstempel der bekann­teste ist. Dass der Kaiser selbst sich als Himmelssohn bezeichnete und sich vor einer Tafel, die den Himmel symbolisierte, als Vertreter des Reichs und der ganzen chinesisch-zi­vi­li­sierten Menschheit zum Kotau niederwarf, bezeugt, dass diesen Kulthandlungen die aller­höchste Bedeutung zukam. Sie waren Staatsaktionen, organisiert vom Ritenministerium.
Der Bezug zum Kosmos zeigt sich aber nicht nur in den regelmäßig wiederholten Opferfeiern, sondern auch im täglichen Leben: durch die Ausrichtung der Gebäude wie auch der Stadtgrundrisse nach den Regeln des fengshui, die sich besonders auf die Himmelsrichtungen beziehen. In diesen Rahmen ordnet sich wiederum die anderen Opferhandlungen ein, die das alte China kannte: die an die Ahnen, an Konfuzius, aber auch an die Götter des Buddhismus und des Taoismus. Die größten jemals durchgeführten Opfer galten jedoch dem heiligen Ostberg Taishan. Im Volksglauben war der als „Taishan-Kaiser“ personifizierte Berg Herr über Leben und Tod sowie einer der Höllenrichter. Auf diese Weise durchdrang der Natur- und Kosmoskult nicht nur alle Epochen der chinesischen Geschichte, sondern auch alle sozialen Schichten und Klassen, bis heute ablesbar an Ortsgrundrissen bis hin zu ganzen Landschaften.
Der Vortrag stellt die Aspekte dieser kultisch-magischen Einordnung des Menschen in Text und Bild vor.
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China kennen, China verstehen: Was taugt das Internet?

Wie sehr das Internet unsere Wissenskultur und die Methoden unserer Wissensgewinnung revolu­tioniert hat, ist uns allen bewusst. Noch vor vierzig Jahren waren Kenntnisse über das China der Gegenwart nur mit Hilfe von Fachleuten zu gewinnen, denn was es auf Deutsch, Englisch oder anderen westlichen Sprachen aus erster Hand zu lesen gab, war größtenteils Propaganda. Dann kam die Ära der Chinareiseberichte: Wer auch nur drei Wochen im Land gewesen war, ging danach in Deutschland auf Vortragsreise, wer zwei Monate da gewesen war, konnte anschließend ein Buch auf den Markt bringen, aber ohne chinesischkundige Fachleute blieb das Wissen erkennbar oberflächlich. Heute holt man sich zu aktuellen Statistiken die Wikipedia auf den Bildschirm, und wer in China auf eigene Faust auf Reisen geht, kann sich seine Hotels über Tripadvisor auswählen. Schon bietet Google die auto­ma­tische Übersetzung chinesischer Internetseiten an. Werden also die Experten überflüssig?
Der Referent, Sinologe und Reiseautor, beleuchtet diese Fragen auf der Basis seiner beruflichen Erfahrungen. Das Internet hat auch seine Recherche gründlich verändert. Gleichzeitig werden die Grenzen des Mediums offensichtlich. Das Alter und die Verläss­lichkeit von Informationen sind nicht nur für einen Laien oft schwer oder gar nicht einzu­schätzen. Vor allem das groteske Scheitern der automatischen Über­setzungen zeigt: Eine fundierte Chinarecherche erfordert auch heute noch Experten, die ihr „Handwerk“, vor allem das sprachliche Instrumentarium, verstehen.
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Die Bauernkapitalisten von Zhejiang

Gern ist vom Stadt-Land-Gefälle in China die Rede, vor allem von ein paar hundert Millionen Wanderarbeitern, die auf dem Bau arbeiten oder Elektronik zusammenschrauben. Die Idee „reiche Stadt, armes Land“ stimmt aber so nicht. Beim Anflug auf die Provinzhauptstadt Hangzhou erblickt man unter sich endlose Zeilen von bis zu vier Etagen hohen Villen, die sich entlang rechtwinklig kreuzender Straßen endlos in alle Richtungen zu erstrecken scheinen. Sie gehören Bauern, die auf den dazwischen liegenden Äckern aber längst nicht mehr arbeiten. In anderen Dörfern steht auch mal ein Porsche vor der Tür: Dort haben die Bauern schon in den 80er-Jahren Gemeinschaftsunternehmen gegründet, die inzwischen zu Konzernen herangewachsen sind – vom sozialistischen Kollektiv zur GmbH. Jedes Dorf hat sich auf ein Gewerbe spezialisiert, und manche Gemeinschaftsfirmen ehemaliger Bauern sind heute landesweit aktiv, haben Tochterfirmen in anderen Provinzen gegründet. Die eigentliche Arbeit an der Werkbank oder auf dem Acker erledigen Wanderarbeiter aus anderen Provinzen.
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